Echoes, 2012

Notizen zur Ausstellung Echoes

In der Ausstellung sind gezeichnete farbige Bilder zu sehen, die ich speziell für die Nischen der Apsis in der Mönchskirche in Salzwedel konzipiert habe. Dabei habe ich nicht auf meine vorhandenen Bilder und Zeichnungen zurückgegriffen, die überwiegend gegenständlich sind, sondern bin von dem, was ich in der  Mönchskirche vorgefunden habe, ausgegangen. Die von Franziskanern gegründete Mönchskirche in Salzwedel, heute ein Ort für Veranstaltungen von Konzerten, Lesungen und Ausstellungen, hat mich schon bei meinem ersten Besuch im Winter 2010/2011 fasziniert. Obwohl dort nur noch Reste von ehemaliger Ausmalung zu entdecken sind, erinnerte mich irgendetwas an die Atmosphäre der Kirche des Heiligen Franz in Assisi, die ich als 23-jährige während einer Italienreise besucht hatte.
Bei weiteren Erkundungen der Mönchskirche entdeckte ich immer neue mich faszinierende Details. So machte ich Skizzen und Fotos vom Innenraum der Apsis, den Fenstern, den Grabplatten auf dem Boden, den geschnitzten Ornamenten des Chorgestühls und der Farbigkeit der alten Backsteine. Dabei gewann ein anfangs eher unscheinbares Detail, nämlich ein so genanntes Weihekreuz, immer mehr an Bedeutung. Ich war verblüfft, wie einfach es konzipiert ist und was an möglichen Bedeutungen in ihm steckt. Beim Arbeiten im Atelier entdeckte ich dann, dass sich unendlich viele Variationen aus diesem Zeichen entwickeln lassen, die wie Echos aus vergangenen Zeiten auf mich wirken.
Mehr noch, das Weihekreuz erscheint mir wie der Schlüssel für den gesamten gotischen Dekor in der Mönchskirche, der sich auf  Zirkelschlag und Lineal zurückführen lässt. Sowohl die Nischen in der Apsis, als auch die Fenster und das Gewölbe wurden daraus konstruiert. Auch in den geschnitzten Ornamenten des Chorgestühls, sowie fast im gesamten Dekor der Kirche lässt sich dieses geometrische Element entdecken.
So wurde dieses Weihekreuz, neben dem Farbton der alten Backsteine (von denen ich mir einige Bröckchen mitgenommen hatte), zum wichtigen Aspekt für das Konzept, das den Bildern zugrunde liegt, die nun in der Ausstellung zu sehen sind. Schwerpunkte sind im Einzelnen:
Ornamente und Dekor aus der Mönchskirche, die ich aufgegriffen und in einen neuen Zusammenhang gebracht habe,
die gotischen Fenster und der Zusammenhang zu Formen in der Natur,
Bezugnahme auf das Weinreben-Ornament, das seinen Widerhall in einem Fünfeck findet,
sowie das Motiv der im Landkreis gefundenen historischen Himmelsscheibe in Verbindung mit einem Gedicht von Franz von Assisi, das vom Kreislauf von Sonne und Mond handelt. Ich hoffe, mit diesen visuellen Echos den Besuchern der Ausstellung die Möglichkeit zu geben, die schönen und besonderen Details in der Mönchskirche für sich zu entdecken oder neu wahrzunehmen.

 

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